Die neurologische Rehabilitation
Phasen der neurologischen Rehabilitation
Die neurologische Rehabilitation versucht mit speziellen Therapien die körperlichen, psychischen und sozialen Folgen einer Hirnschädigung zu minimieren um dadurch den Betroffenen Teilhabe an den Aktivitäten des täglichen Lebens zu ermöglichen.
Die gesetzliche Grundlage für die Rehabilitation sind die Sozialgesetzbücher, die speziell auf die Leistungsträger ausgerichtet sind.
Eine weitere Darstellung ist das Phasenmodell der neurologischen Rehabilitation.
Anhand der Versorgungsstruktur für neurologisch Erkrankte, wie sie durch die BAR, Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (s. Abb. 1) dargestellt, ist auch der neuroINDEX aufgebaut.
Abb 1: aus Empfehlung zur Neurologischen Rehabilitation von Patienten mit
schweren und schwersten Hirnschädigungen in den Phasen B und C, BAR S.16
(Download: BAR)
Phase A
Erleidet jemand eine schwere Hirnverletzung bei einem Unfall oder Schlaganfall geht es zunächst einmal darum, die akute Lebensgefahr und weitere Schädigungen des Gehirns abzuwenden. Dies geschieht in der Regel auf der Intensivstation eines Akutkrankenhauses (Phase A), bzw. für Schlaganfälle spezialiserte Stroke Units.
Trotz adäquater medizinischer Erstversorgung können körperliche Beeinträchtigungen als Folge der Hirnverletzung bestehen, wie z. B. Halbseitenlähmungen, Sprachstörungen bis hin zum komatösen Zustand im Wachkoma.
Phase B
Die Aufgabe der anschließenden medizinischen Frührehabilitation (Phase B) ist es, die funktionellen Krankheitsfolgen zu behandeln. Das Ziel ist es, den Patienten wieder in sein bisheriges Leben und sein soziales Umfeld mit möglichst wenigen Beeinträchtigungen zu entlassen. In dieser Phase besteht, obwohl die Akutbehandlung prinzipiell bereits abgeschlossen ist, noch häufig neben den rehabilitativen Aspekten akutmedizinische Behandlungsbedürftigkeit.
Empfehlungen der BAR als pdf:
„Empfehlungen zur Neurologischen Rehabilitation von Patienten mit schweren und schwersten Hirnschädigungen in den Phasen B und C„)
Phase C
Sind die Patienten überwiegend bewusstseinsklar und können dadurch kooperativ an mehreren Therapiemaßnahmen täglich teilnehmen, so ist die Phase C der neurologischen Rehabilitation angesagt. Diese Phase hat die Zielsetzung, dem Patienten die Alltagskometenz wieder zu ermöglichen. Der pflegerische Anteil wird geringer und eine weitere Mobilisierung steht im Vordergrund der therapeutischen Arbeit.
Empfehlungen der BAR als pdf:
„Empfehlungen zur Neurologischen Rehabilitation von Patienten mit schweren und schwersten Hirnschädigungen in den Phasen B und C„)
Phase D
Bei entsprechenden Fortschritten wird der Patient in die Phase D, der Anschlussheilbehandlung, verlegt, um dort eine Besserung oder Wiederherstellung der Leistungsfähikgkeit im Erwerbsleben bzw. die Minderung krankheitsbedingter Behinderungen zu erreichen. Hier stehen die selbstständigen Aktivitäten des Lebens (ADL) im Vordergrund abgestimmt auf die entsprechende berufliche bzw. schulische Vorschau.
Empfehlungen der BAR als pdf:
„Empfehlungen zur medizinisch-beruflichen Rehabilitation in der Neurologie„)
Phase E
Nachdem der Patient eine weitestgehende Selbstständigkeit erreicht hat, sich seine Alltagskompetenz stabilisiert, er seine Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit wiedererlangt hat, wird in der schulisch/beruflichen Rehabilitation (Phase E) an der Reintegration in das berufliche Leben gearbeitet. Ziel ist es, den Rehabilitanten eigenständig oder mit entsprechenden Hilfsmitteln, ggf sogar mit einem Arbeitsassistenten zu befähigen, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt wieder eine selbständige Zukunft aufzubauen.
(Empfehlungen der BAR als pdf:
„Empfehlungen zur Phase E der neurologischen Rehabilitation„)
Phase F
Leider sind bei zirka einem Drittel der schwerst Hirngeschädigten die eingeleiteten Rehamaßnahmen nicht so wirksam wie oben dargestellt. Daher gibt es spezialiserte Pflegeeinrichtungen, die Menschen im Wachkoma mit aktivierender Pflege und einem entsprechenden therapeutischen Angebot versorgen können. Natürlich ist auch eine häusliche Versorgung möglich, auch wenn dies ein hohes Maß an persönlichem Engagement, Verzicht auf persönliche Freiräume und Privatsphäre mit sich bringt. Ziel dieser Phase F ist es, dem komatösen oder teilbewussten Menschen sowohl eine Lebenssituation zu schaffen, in der er sich seinem Zustand entsprechend wohl fühlen kann, und andererseits alles therapeutisch/pflegerisch Mögliche zu tun, um auch nach Jahren, einem „Aufwachen“ nicht entgegen zu stehen. Etliche Beispiele der Vergangenheit sowohl im häuslichen Umfeld als auch in stationären Einrichtungen, zeigen, dass die Hoffnung auf eine Verbesserung auch nach Jahren noch gerechtfertigt ist.
Empfehlungen der BAR als pdf:
„Empfehlungen zur stationären Langzeitpflege und Behandlung von Menschen mit schweren und schwersten Schädigungen des Nervensystems in der Phase F“)
Karl-Eugen Siegel
stellv. Vorsitzender SHV – FORUM GEHIRN e.V.
Formen der neurologischen Rehabilitation
Quelle zum obigen Beitrag: Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR), Solmsstraße 18, 60594 Frankfurt am Main
Info:
Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation ist die gemeinsame Repräsentanz aller Verbände der gesetzlichen Krankenversicherung, Unfallversicherung, Rentenversicherung, Kriegsopferfürsorge und Sozialhilfe, der Bundesanstalt für Arbeit, sämtlicher Bundesländer, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Deutschen Angestelltengewerkschaft, der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände sowie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zu dem Zweck, die Maßnahmen der medizinischen, schulischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation zu koordinieren und zu fördern.